Der Autor

Diplom Biologe Jürgen Ludwig

leitet seit 2011 gemeinsam mit Heinrich Belting das LIFE-Projekt „Wiesenvögel“. Als Mitarbeiter der Niedersächsischen Vogelschutzwarte ist er in der NLWKN-Naturschutzstation Unterelbe tätig.

 

Die Autorin

Umweltwissenschaftlerin Christiane Hinck

ist als Mitarbeiterin der Niedersächsischen Vogelschutzwarte seit 2016 im LIFE-Projekt „Wiesenvögel“ tätig.

Satellitensender für den Artenschutz
NLWKN-Naturschutzstationen Unterelbe und Dümmer erforschen Zugwege von Uferschnepfen

Hinter dem Elbdeich bei Freiburg, nahe der Elbmündung bei Cuxhaven liegt das EU-Vogelschutzgebiet „Unterelbe“. Es ist mit seinen sich von Krautsand bis Otterndorf erstreckenden Grünländereien ein wichtiges Brutgebiet des seit 2011 laufenden LIFE-Projekts „Wiesenvögel“. Die im Zentrum stehende „Leitart“ ist die Uferschnepfe, unter deren Namen auch weitere Wiesenvögel mit ähnlichen Lebensraumansprüchen geschützt werden. Im Mai legte dort ein Team aus erfahrenen Vogelberingern vier Altvögeln Satelliten-Sender an. „Denn was hier und auf dem langen Zugweg in die Wintergebiete in Afrika mit der Uferschnepfe geschieht, soll näher untersucht werden,“ erläutert Jürgen Ludwig, für das LIFE Projekt tätig beim Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) in der Naturschutzstation Unterelbe. „Die hier verwendeten fünf Gramm leichten Rucksacksysteme wurden bereits seit 2018 am Dümmer erprobt. Sie senden uns in bestimmten Abständen den momentanen Aufenthaltsort der Vögel. So können wir ihre Routen auf einer Web-basierten Karte nachverfolgen“.

Schutzbemühungen über Grenzen hinweg

Neben den vier Uferschnepfen der Unterelbe sind weitere 29 Vögel vom Dümmer besendert. Jürgen Ludwig und sein Kollege Heinrich Belting von der Naturschutzstation am Dümmer versprechen sich von der Auswertung der Daten neue Erkenntnisse, wo Schutzbemühungen auch über Deutschland hinaus ansetzen sollten.
Im Fokus der Untersuchungen dieser sogenannten Satelliten-Telemetrie stehen neben den Zugrouten die Raststationen, Überwinterungsorte sowie die Mauser- und Sammelgebiete. Hier interessiert die Wissenschaftler, welche Lebensräume genutzt werden und wie sie vernetzt sind. Damit können Schutzbemühungen zielgenauer in die Wege geleitet werden. Außerdem stellt sich die Frage, ob es zu einem Austausch zwischen den Populationen, also den Teilgruppen der Vogelart, in den unterschiedlichen Gebieten kommt.

Erste Erkenntnisse zur Zugstrecke

Was die Anzahl der Zwischenstopps oder die Reisegeschwindigkeit betrifft, so hat jede Uferschnepfe ihre eigene Zugstrategie. Auch zeigten sich bei den besenderten Vögeln vom Dümmer, dass sie bislang sowohl auf der Hin- als auch auf der Rückreise über Frankreich und Spanien flogen. Lediglich bei einem Vogel wurde bisher ein Schleifenzug nachgewiesen, das heißt, dass sich Frühjahrs- und Herbstzug unterschieden.

 

Dass die Vögel ganz individuelle Persönlichkeiten sind, zeigt das mitunter abweichende Verhalten einzelner Schnepfen: Der an der Unterelbe besenderte Altvogel „Imke“ zog nach dem Verlust seines Geleges früher aus dem Brutgebiet ab, um am 22. Mai 2020 an der Leybucht zu landen und bis zum 29. Mai am Dollart zu verweilen. Bis Mitte Juli verbrachte er seinen „Sommerurlaub“ auf der niederländischen Insel Ameland und wechselte dann nach Texel, wo er seitdem verweilt.

 

Den Altvogel “Van Wechtern“ zog es nach dem Verlust des Geleges ebenfalls früh in die Niederlande, er reiste danach jedoch wie die meisten Vögel weiter. Mitte Juni legte er einen kurzen Stopp an der französischen Atlantikküste südlich von Bordeaux ein und hielt sich anschließend im südspanischen Nationalpark Donana auf. Nach einem Zwischenstopp in Gambia befindet er sich seit dem 2. Juli in den Feuchtgebieten des Geba-Delta im westafrikanischen Guinea-Bissau.

 

„Van Stellenfleth“ und „Up Kamerun“, zwei weitere Schnepfen mit erfolgreicher Brut von ein bis zwei Jungvögeln wählten ähnliche Wege, nur flogen sie wegen der Aufzucht ihres Nachwuchses später, Mitte Juni, ab. „Während sich ein Vogel also noch im niederländischen Wattenmeer aufhält, haben die anderen drei Uferschnepfen sehr ähnliche Zugrouten in die Feuchtgebiete im westafrikanischen Winterquartier gewählt“, erläutert Jürgen Ludwig. „Spannend ist nun, ob die besenderten Tiere im Folgejahr wieder an die Unterelbe zurückkehren“, meint er. Denn dies sei am Dümmer, wo die Besenderung begann, regelmäßig der Fall und zeigt die Standorttreue der Art sowie die gute Qualität des Lebensraums.

Besenderte Uferschnepfe „Up Kamerun“ - der leichte Rucksacksender mit den dünnen Antennen befindet sich auf dem Rücken des Vogels. (Foto: Jürgen Ludwig/NLWKN)

Frisch besenderte Uferschnepfe mit zusätzlicher Farbberingung. Die Kombination der bunten Ringe und des Metallrings lassen den Vogel bei Wiederfunden eindeutig erkennen. (Foto: Christopfer Marlow)

Die Uferschnepfe ist ein typischer Brutvogel der Feuchtwiesen, der mit seinem langen Schnabel nach Nahrung stochert. (Foto: Oliver Lange/NLWKN)

Uferschnepfen fliegen meistens ab Juni in Richtung ihrer westafrikanischen Winterquartiere und kehren im Frühjahr in ihre Brutgebiete zurück. (Foto: Oliver Lange/NLWKN)


Der Autor

Diplom Biologe Jürgen Ludwig

leitet seit 2011 gemeinsam mit Heinrich Belting das LIFE-Projekt „Wiesenvögel“. Als Mitarbeiter der Niedersächsischen Vogelschutzwarte ist er in der NLWKN-Naturschutzstation Unterelbe tätig.


Die Autorin

Umweltwissenschaftlerin Christiane Hinck

ist als Mitarbeiterin der Niedersächsischen Vogelschutzwarte seit 2016 im LIFE-Projekt „Wiesenvögel“ tätig.